Wertvolle Ressourcen gemeinsam nutzbar machen – der Austausch von Wissenschaft und Praxis zeigt, wie es geht
Kunststoffe zu sammeln, zu recyceln und sie in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen – war das Thema der Gesprächsrunde zum Thema Kreislaufwirtschaft Kunststoff. Auf Initiative des Regionalmanagements der Chiemgau GmbH und in Kooperation mit dem Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice als Veranstaltungselement der „Woche der Ressourcenwende“ trafen sich Akteure entlang der Wertschöpfungskette Kunststoff zum gemeinsamen Austausch bei der Firma NOWOFOL Kunststoffprodukte GmbH & Co. KG. Das klimaneutrale Unternehmen nimmt durch das hausinterne Recyceln von bis zu 95 % der eigenen Abfälle sowie durch die Herstellung von Folien aus nachwachsenden Rohstoffen und Einstoffverpackungen eine Pionierrolle in der Region ein. Bei der Vorstellung des Unternehmens weist Geschäftsführer, Robert Pernath, darauf hin, dass die Produktion sortenreiner Verpackungslösungen einen wichtigen Bestandteil für einen nachhaltigen Recyclingprozess darstellt.
Teilnehmer aus der kunststoffverarbeitenden Industrie, von Forschungseinrichtungen sowie Recycling-Experten, Politik und Verwaltung nutzten die Möglichkeit, die Sensibilisierung zum Thema Recycling fortzuführen, Wege in und Perspektiven auf die zirkuläre Wertschöpfung zu diskutieren. Im Fokus stand sowohl die Wiederaufbereitung von Kunststoffabfällen aus der Produktion und von Verpackungen in Recycling-Produkte, als auch die Rückführung des angefallenen Materials an Herstellende, die aufwändig und nicht immer möglich ist. Hierzu berichtete Dr. Jan Werner, Forschungsgruppe Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit am SKZ – das Kunststoff-Zentrum, vom aktuellen Forschungsstand der umweltneutralen Kunststoffnutzung. Demgegenüber stellte Josef Wielend, Leiter Vertrieb bei der NOWOFOL Kunststoffprodukte GmbH & Co. KG, als Vertreter der Praxis fest, dass sich zwar mittlerweile viel umweltneutral gestalten ließe und auch durch rechtliche Rahmenbedingungen vorgeschrieben sei, aber die steigenden Anforderungen an eine umweltneutrale Produktion nicht immer mit Wirtschaftlichkeit vereinbar seien. Beispielhaft hierfür sind die schlechteren Verkaufszahlen von Kunststoffen aus Monomaterialien, da diese weniger glänzen und werden daher weniger gekauft werden. Außerdem seien heutige Verpackungssysteme immer komplexer aufgebaut, beispielsweise mit mehrschichtigen Folien. Je komplexer jedoch das Verpackungssystem, desto schwieriger ist es, dieses im Nachhinein zu recyceln. Außerdem gestalte sich das Recycling durch Vermischung von Abfällen, einer Vielfalt von Materialien (Polymer, Zusätze, Farbe usw.) sowie der Volatilität des Rezyklat-Marktes als herausfordernd. So ist beispielsweise aktuell eine Verknappung des Rezyklats auf dem Markt zu beobachten, was zu steigenden Herstellungskosten für recycelte Produkte führt.
Da die Innovationsförderung zum Thema Kreislaufwirtschaft daher wichtig ist, informierte Dr. Veronika Auer, Technische Hochschule Rosenheim, Zentrum für biobasierte Materialien und Sprecherin des Sachverständigenrats Bioökonomie Bayern alle Anwesenden über Förderprogramme und Forschungsförderung im Themenbereich Kreislaufwirtschaft. Der gemeinsame Austausch verdeutlichte, dass regionale Lösungsansätze zum Schließen von Kreisläufen in der Kunststoffindustrie durch einen bewussten Einsatz von Rohstoffen und durchdachtes Recycling von Kunststoffen (auch durch den Endverbraucher) erfolgen können. Außerdem muss Kreislaufwirtschaft als kooperatives Wertschöpfungsnetzwerk gedacht werden und die Aufklärung von Mitarbeitern, Kunden und Konsumenten weiterverfolgt werden.